Der liebe Druck von Aussen

Der liebe Druck von Aussen – und was er in dir anstellen kann

 

Immer wieder höre ich aus Gesprächen heraus, wie stark doch der Druck von aussen auf uns einprasselt.

 

«Wenn meine Kinder aus dem Haus sind, will ich am liebsten nur noch rumliegen oder Serien schauen, dann merke ich wie erschöpft ich bin. Mein ganzer Körper schmerzt.»

 

«Ich sehe wie andere Frauen den ganzen Tag aktiv sind, involviert sind und immer etwas unternehmen und mir gelingt das einfach nicht.»

 

«Ich bin müde und unzufrieden, das kann es doch nicht sein, ich habe ja alles…»

 

«Ich suche nach einer zufriedenstellenden Aufgabe neben den Kindern und weiss einfach nicht was ich mit meinem Leben anfangen soll….»

 

Solche Kommentare höre ich immer wieder und spüre die Ratlosigkeit und manchmal sogar Resignation dahinter. Doch woher kommt sie?

 

Meiner Meinung nach ist das eine Folge von jahrelangem Missachten eigener Bedürfnisse und Grenzen sowie ein Vermeiden des Fühlens eigener Gefühle und Unterdrücken von Emotionen. Vermutlich schon als Kind musstest du dich anpassen oder achtsam sein, dass du nicht andere Grenzen überschreitet oder eine Bezugsperson in Schwierigkeiten (Gefühlsausbrüchen) brachtest. Immer darauf achtgeben, wie es dem Umfeld geht braucht unglaublich viel Energie, und wir vergessen auf die eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu achten, ja sie sind für das Gegenüber oft gar nicht vorhanden – weil ihre eigenen grösser sind. Man wird sensibler, achtsamer auf die Gefühle anderer und fühlt sich gut, wenn es dem Gegenüber gut geht. Pass sich an. Das kann jahrelang so gehen und allen geht es gut. Aber wenn du erwachsen bist, und du dir das antrainiert hast, ist es oft ein langer Prozess, sich davon wieder zu lösen und deine eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu spüren.

 

Denn spätestens wenn du Mutter wirst, wirst du in diese Gefühlslage zurückversetzt. Das Kind hat oberste Priorität, du gibst dich völlig auf und musst deine Bedürfnisse und Grenzen am Anfang oft zurückstecken. Auch wenn es dir gelungen ist, dies in deinem Erwachsenenleben vor den Kindern wieder zurückzugewinnen, bekommt diese Thematik hier nochmals ein Durchlaufprogramm. Ich glaube sogar, dass so auch ein Teil der Hochsensibilität entsteht oder wächst oder vielleicht aufgeweckt wird, weil die Person ständig auf der Hut ist und ihre Fühler im Aussen hat – und kaum mehr im Innen.

 

Ich kenne das gut aus meiner eigenen Kindheit. Es hat mich dazu geführt, dass ich eine Situation, einen Raum, eine Veranstaltung sofort überschauen und die Stimmung auf feinster Ebene lesen kann. Ob es für mich sicher ist oder nicht. Das hat mir als Kind enorm geholfen, und auch heute noch hilft es mir im Alltag herauszufinden, was mir guttut und wo ich mich eher fernhalte. Oft weiss ich das schon bevor ich an einem Ort angekommen bin.

 

Wenn der Fokus so stark im Aussen ist, dein Verhalten und deine Gefühle so stark davon abhängen, wie es im Aussen ist, oder wie sich die Gesellschaft zeigt, dann kannst du gar nicht herausfinden, welche Schätze und welches Potenzial, welche Antworten und Weisheiten sich in dir drin befinden. Du weisst dann oft auch nicht, wie es dir wirklich geht, weil der Fokus immer zuerst ins Aussen wandert. Man glaubt dem da drin nämlich gar nicht. Denn die Stimmen im Aussen waren dein Leben lang so laut und hatten für dich grosse Wichtigkeit und auch oft Schutz, sodass die innere Stimme ganz leise wurde oder gar verstummt ist.

 

Wer weiss denn am besten, was für dich gut ist? Wer kennt die Antworten auf deine inneren Fragen, auf deine Gefühle und Gedanken? Wie kann das Aussen Antworten darauf haben, was und wie du im Innen fühlst und denkst?

 

Das Aussen projiziert ihre eigenen Gedanken und Gefühle in dich und hat das Gefühl, genau zu wissen, wie es dir geht und warum das so oder so ist. Dabei gehen sie aber von sich selbst aus, von ihren eigenen Erfahrungen und Gefühlen und verallgemeinern sie. Die Gesellschaft meint zu wissen, wie es dir geht doch dabei vergessen sie, dass du nicht sie bist und du andere Erfahrungen gemacht hast als die Gesellschaft.

 

Was dann oft noch dazukommt, ist dass man diese Gefühle und Emotionen nicht haben will, man unterdrückt sie, man redet sie schlecht, man denkt schlecht über sich selbst und wertet sich ab. Dies kann zu noch mehr Erschöpfung bis zu Depression führen und ein Teufelskreis entsteht.

 

Wenn es dir ähnlich geht, dann will ich dir sagen, dass du nicht allein damit bist. Dass es vielen Müttern in unserer Zeit so geht und wir uns daraus befreien dürfen. Wieder Besitz nehmen dürfen für unser Sein, unsere Visionen und Wünsche und herausfinden dürfen, wer wir wirklich sind und was unsere Herzensaufgabe ist. Es ist mir so wichtig, dass du weisst, dass du nicht alleine damit bist und dass du auf dem besten Weg bist, da rauszukommen und daran zu wachsen, wenn du erkannt hast, dass dein Leben im Innen stattfindet. Es ist jetzt wichtig, dich auf den Weg zu machen, dein wahres Ich zu finden und in deine wahre Kraft zu kommen – für dich, für deine Kinder und für die Welt.

Der liebe Druck von Aussen

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