Die Sache mit der Wahl

Als Kind hat meine Mutter immer gesagt: “Es ist deine Entscheidung – du musst es wissen.”

Doch ich war aber grottenschlecht im Entscheiden. Denn in mir gingen während des Entscheidungsprozesses 1000 Dinge durch den Kopf wie, wie kann ich es allen recht machen, was ist wohl die beste Lösung, wenn ich mich so entscheide passiert das und das und was wäre wenn ich mich anders entscheide? Und so konnte ich mich früher selten entscheiden, und hab viele Entscheidungen anderer überlassen. Die haben dann gemacht, was für sie am besten war und am einfachsten. Und ich musste mich fügen, denn es war besser als mich zu entscheiden und dann die Konsequenzen zu tragen.

 

Heute wurde aus diesem Dilemma eine Stärke. Dadurch, dass ich immer alle Seiten abgewogen habe, habe ich nun die Fähigkeit, mich so stark in die anderen hineinzuversetzen, dass ich fühlen kann, wie es anderen bei einer Entscheidung geht. Ja oft fühle ich den anderen und deren Meinung sogar stärker als meine eigenen Gefühle und dann fällt es mir auf den ersten Blick schwer, die Entscheidung für mich zu fällen.

 

Wenn ich heute meiner Tochter erklären will, warum es so wichtig ist, für sich zu entscheiden, komme ich ins Grübeln. Wie soll sie verstehen, was alles in meinem Kopf abgeht? Wie soll sie verstehen, wie es sich anfühlt, und welche Konsequenzen es mit sich bringt, wenn man sich nicht entscheidet? Sie kann es gar nicht wissen, denn sie muss es selber erfahren. Letzte Woche bei einer Wanderung konnte sie sich einfach nicht dafür begeistern und sie hat nur rumgemurrt und hatte schlechte Laune. Ich wusste, dass wenn sie ihre Einstellung verändern könnte, dass der Tag um einiges schöner rauskommen würde. Doch wie kann ich ihr das erklären, wenn alles, was sie fühlt, negative Gefühle sind und Gedanken von ich will nicht hier sein, und was hat es für einen Sinn den Berg hinaufzulaufen? Sie darf es selber erfahren. Sie darf murrig sein, ausrufen und launisch sein, denn sie muss mit diesen Gefühlen durch den Tag gehen. Und sie darf für sich herausfinden, wie man die Gedanken verändern kann und es dann so viel mehr verändert als nur ihre Gedanken. Und ich darf geduldig ihre Laune aushalten, sie verstehen, sie in ihrem Sumpf drin sehen und ab und zu fragen, was sie jetzt grad bräuchte und ob ich etwas dazu sagen darf.

Die Sache mit der Wahl

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